Lochmann, Michael (2002) Die Türkei im Spannungsfeld zwischen Schwarzmeer-Kooperation und Europäischer Union = Turkey between the Black Sea and The European Union. ZEI Discussion Paper: 2002, C 110. [Discussion Paper]
Abstract
[Introduction]. Das Jahr 1989 markierte für die türkische Republik einen bedeutungsvollen wie auch folgenschweren Wendepunkt. Gleich zwei entscheidende Ereignisse sollten die Außenpolitik des nächsten Jahrzehntes bestimmen und in einer Weise und Intensivität beeinflussen, wie es sich niemand hätte erwarten können: Die negative Stellungnahme der Kommission zum türkischen Antrag auf Mitgliedschaft war der Beginn einer fast zehnjährigen Zeitspanne von Rückschlägen im Verhältnis zwischen Bosporus und Brüssel, mit Ausnahme von kurzen Perioden der positiven Kooperation. Der sich abzeichnende Zusammenbruch der Sowjetunion und das Auseinanderbersten der fast ein halbes Jahrhundert lang die internationalen Beziehungen bestimmenden Strukturen des Ost-West-Konfliktes eröffneten der Türkei neue Perspektiven und außenpolitische Betätigungsfelder: Die Neuen Unabhängigen Staaten (NUS) der Schwarzmeerregion wie auch jene der kaukasischen und zentralasiatischen Gebiete boten der Türkei die historische Chance, ihre regionale Machtposition zu stärken und auszubauen. Aufgrund der in den 90er Jahren streckenweise auf ein Minimum reduzierten Beziehungen zur Europäischen Union und der offensiv, zum Teil auch aggressiv verfolgten türkischen Interessenspolitik im Schwarzmeerraum und den östlich von ihr liegenden Regionen, stellen sich folgende Fragen: Befand sich die Türkei in den 90er Jahren in einem Spannungsfeld zwi-Michael Lochmann schen Europäischer Union und Schwarzmeer-Kooperation? Welche Rolle spielten die neuen geostrategischen Räume im Verhältnis Europa-Türkei? Auf den folgenden Seiten wird auf diese Problematik eingegangen, wobei schwerpunktmäßig die türkischen Beziehungen zu den NUS und den Schwarzmeer-Anrainerstaaten im Zeitraum von 1989 bis 2000 analysiert werden sollen.
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