Kühnhardt, Ludger. (1999) Europa auf der Suche nach einer neuen geistigen Gestalt = Europe Looking for a New Spiritual Form. ZEI Discussion Papers: 1999, C 41. [Discussion Paper]
Abstract
[From the Introduction]. "Europa", schrieb Paul Valery kurz und knapp, "ist eine Halbinsel Asiens." Bei Arnold Toynbee, in einer der wenigen Auseinandersetzungen mit dem Phänomen Europa innerhalb seines magistralen und monumentalen "Gang der Weltgeschichte", heißt es in Anspielung an die von Toynbee als unnütz kritisierte Zweiteilung von Europa und Asien, "die das Abendland der Neuzeit von der hellenischen Welt übernommen hatte", unter der Überschrift "Tatsachen und Phantasien": "Es gibt eine unfragliche geographische Realität, die wir Eurasien nennen." Europa war und ist mehr als Sicherheits- und Stabilitätszone, mehr als gemeinsamer Agrarmarkt und EUROLAND. Was aber Europa ist, entzieht sich dem Betrachter je mehr, desto näher er sich der Frage zuwendet. Aus der Ferne besehen stellt sich Europa immer offenkundiger als Einheit dar, wahrgenommen über das Medium seiner institutionellen Zusammenschlüsse. Aus der Nähe besehen, entschwindet häufig die Gewißheit darüber, was Europa ist. Die Idee der "Einheit der Gegensätze", die mit stereotyper Banalität angerufen wird, ist bestenfalls eine Hilfskrücke, im schlechteren Falle ein Ersatzbegriff für das Denken in komplexeren Kategorien. Minimalistisch ist auch die Erkenntnis, daß Europa, sofern es als geistige Größe zu erfassen gesucht wird, per definitionem ein Dasein im Wandel ist.
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