Maichel, Gert (2000) Perspektiven für Mittel-und Osteuropa: Warum engagieren sich deutsche Unternehmen dort? = Perspectives on East-Central Europe: Why do German Companies Invest? ZEI Discussion Papers: 2000, C 70. [Discussion Paper]
Abstract
[From the Introduction]. Wie begeistert waren viele Deutsche vor nunmehr gut 10 Jahren, als die Ungarn Zehntausenden von DDR-Flüchtlingen die Ausreise ermöglichten, die Prager Botschaftsflüchtlinge eine freie Bahnfahrt nach Westdeutschland erhielten und schließlich am 9. November die Berliner Mauer fiel. Wie haben wir in der zweiten Jahreshälfte 1989 ständig vor dem Fernseher neuen aufregenden Nachrichten entgegen gefiebert? Und als dann in den wenigen Monaten und Jahren danach die Wiedervereinigung kam und die kommunistischen Regime in ganz Europa wie ein Kartenhaus in sich zusammenfielen, sprachen ganz große Illusionisten sogar schon vom Ende der Geschichte. Nun, wer Geschichte wirklich gelernt hatte, der konnte einem solchen Glauben nicht verfallen. In der Tat, es zeigte sich in den letzten Jahren, daß uns überall die Geschichte wieder einholt. Wir Deutschen brauchen da gar nicht so weit auszuholen, wenn ich nur an die schwierigen, fast 55 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs abgeschlossenen Verhandlungen über Entschädigungszahlungen an die NS-Zwangsarbeiter erinnere. Aber besonders gilt dies für die östlichen Teile Europas, wo der Kommunismus jahrzehntelang die nationalen Unterschiede mehr oder weniger brutal unterdrückt hatte, so daß sich bei den kleinsten Ansätzen von Freiheit in Südosteuropa die nationalen Spannungen nur um so heftiger entluden. So kommt es, daß wir bei aller immer noch vorhandenen Begeisterung über den Sieg der Freiheit in ganz Europa eine sehr nüchterne Bilanz für die mittel- und osteuropäische Region zu ziehen haben. Sicher, wer heute durch Ungarn, Polen, Tschechien, Slowenien und Kroatien fährt, dem fallen die materiellen Verbesserungen geradezu ins Auge. Die in den letzten Jahren wieder angeknüpften politischen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Beziehungen sowie die vielen menschlichen Kontakte können uns alle zuversichtlich für Europa stimmen. Die Aufnahme von Polen, Ungarn und Tschechien in die NATO, die Aufnahme der meisten europäischen Länder in den Europarat und die avisierte Aufnahme in die EU sind ein sichtbares Zeichen dafür.
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